Roswitha Weingrill

Ernst Kris und Otto Kurz veröffentlichen 1934 „Die Legende vom Künstler – Ein geschichtlicher Versuch“. Darin untersuchen sie die historischen Zuschreibungen an KünstlerInnen abseits von überlieferten Lebensläufen und verweigern sich dabei nicht dem Anekdotischen als Ausgangsmaterial, das sie einer genauen Analyse unterziehen. Im Gegensatz zur wissenschaftlichen Herangehensweise der Untersuchung von Kris und Kurz verhält sich die Strategie der Arbeit von Roswitha Weingrill wie der Elefant im Porzellangeschäft – sie deutet Verbindungen an, die es so vielleicht gar nie gegeben hat, assoziiert frei und unbekümmert, lässt die Anekdoten in Pointen gipfeln. Entlang der Drehangelpunkte in den Biographien der Autoren von der Studienzeit unter Julius Schlosser über die Emigration nach England und die USA im Zuge des aufkeimenden Nationalsozialismus bis hin zur Psychoanalyse Marilyn Monroes durch Marianne Kris, der Ehefrau von Ernst Kris, schreibt sich die Arbeit in die Pinnwände im Eingangsbereichs des Instituts ein.
Im Wiener Belvedere befindet sich Franz Xaver Messerschmidts Selbstportrait mit dem Titel „Der Künstler, wie er sich lachend vorstellt.“ Ernst Kris’ Einordnung der Arbeiten Messerschmidts als Manifestation der Schizophrenie des Künstlers ist heute umstritten. Auffällig an der Formulierung des Titels ist, dass der Künstler sich sein eigenes Lachen vorstellt. Er bildet nicht sein Spiegelbild ab, sondern kreiert es aus seiner Vorstellung heraus. Die Kreidezeichnung auf der Flügeltafel zeigt den lachenden Mund der Büste des Barockbildhauers.

 

ERNSTOTTOKRISKURZ
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