Im 17. Jahrhundert avancierte die Ananas (Ananas comosus bzw. Ananas sativus) zum Statusobjekt auf europäischen Fürstenhöfen. Geringe Transportfähigkeit und fehlende regionale Anbautechnik ließen die Ananas eine Seltenheit bleiben, was ihren Wert enorm steigerte. Zu repräsentativen gesellschaftlichen Anlässen wurde die Ananas gleich einem Modeaccesoire mitgeführt und präsentiert. Überstiegen die Anschaffungskosten der Frucht die eigenen finanziellen Möglichkeiten, konnte man das Angebot einer Mietananas in Anspruch nehmen. Später wurde die Ananas zu Symbol des übertrieben dekadenten Lebensstil der herrschenden Klassen im ausgehenden 18. Jahrhundert und kritisch in zeitgenössischen Karikaturen verarbeitet.
Der Kurzfilm „Piña de moda“ entstand während eines Aufenthaltes in Mexiko Stadt im Herbst 2016. Darin wird eine Ananas vor verschlossenen Eingangsportalen präsentiert und in Posen vorgeführt, die sich an Darstellungen barocker höfischer Gesellschaftsereignissse orientieren. Das Video wurde an verschiedenen Schauplätzen in Lomas de Chapultetepec gedreht, einem exklusiven Stadtviertel in Mexiko Stadt. Zahlreiche Überwachungskameras und Sicherheitspersonal schützen die Gegend vor aufdringlichen Blicken, was ohnehin schon durch massive Zäune und imposanten Toren erschwert wird. Anflüge von eurozentristischem Exotismus wirken hier mehr denn je deplaziert.
Kamera: Marlene Hausegger
Sounddesign: Fernando Pérez García, Maria Fernanda Otero Ángeles