Das Projekt Mikropassagiere verwandelt den ehemaligen Wachturm im Dreiländereck HU/SLO/AT zu einem temporären, dynamischen Windspiel um. Auf zarten Stoffbahnen, Wimpeln und Fahnen sind bunte Samen, Pollen, Sporen und Mikroorganismen in starker Vergrößerung abgebildet. Diese mikroskopisch kleinen Teilchen der Natur widersetzen sich seit jeher den menschengemachten Grenzziehungen und sind doch, oder vielleicht auch gerade deswegen, ein integraler Bestandteil in der Entwicklung und Aufrechterhaltung von Ökosystemen, die schlussendlich auch für den Menschen von existenzieller Bedeutung sind.
Gleichzeitig feiert das Projekt Mikropassagiere die Bewegungsfreiheit indem es die verbindenden Elemente zwischen dem Neuhauser Hügelland, der Goricko (Slow. Hügelland) und der Vasi-Hegyhát (ungar. Für Vas-Berge) sichtbar macht. So soll das Windspiel dazu animieren, sich „vom Winde verwehen“ zu lassen und das sich Treiben-lassen als schöpferischen Akt des Widerstands anzuerkennen.
Blanca Moser Nuschelbrunnen, 2020
Sperrholz, Solar- und Brunnenelemente, Plastikkübel, Wasser
Der Blanca Moser Nuschelbrunnen feiert die Verdienste von Blanca Moser, geb. Blanka Hirschler, die ihren Mann von den Provinzbühnen der K.u.K Monarchie holte, um ihm zum späten Durchbruch als allseits beliebter Volksschauspieler zu verhelfen. Aus einer jüdischen Schauspielerfamilie stammend nutzte sie ihre präzisen Kenntnisse der Theaterwelt um Hans Moser, geb. Johann Julier, Engagements zu vermitteln, Verträge zu verhandeln und mit ihm Rollen einzustudieren. Sie überlebte die Terrorherrschaft der Nationalsozialisten im ungarischen Exil.
Die Gestaltung des Brunnens hebt die Leistungen von Blanca Moser hervor, die gemeinhin hinter ihrer Bezeichnunge als Hans Mosers Ehefrau verwschwinden. Die Begriffe Buchhalterin, Mangagerin, Archivarin und Agentin. sind aus der Verschalung des Brunnens ausgeschnitten und legen die dahinter liegenden Solarpaneele frei, die den Nuschelbrunnen in Betrieb setzen.
Ernst Kris und Otto Kurz veröffentlichen 1934 „Die Legende vom Künstler – Ein geschichtlicher Versuch“. Darin untersuchen sie die historischen Zuschreibungen an KünstlerInnen abseits von überlieferten Lebensläufen und verweigern sich dabei nicht dem Anekdotischen als Ausgangsmaterial, das sie einer genauen Analyse unterziehen. Im Gegensatz zur wissenschaftlichen Herangehensweise der Untersuchung von Kris und Kurz verhält sich die Strategie der Arbeit von Roswitha Weingrill wie der Elefant im Porzellangeschäft – sie deutet Verbindungen an, die es so vielleicht gar nie gegeben hat, assoziiert frei und unbekümmert, lässt die Anekdoten in Pointen gipfeln. Entlang der Drehangelpunkte in den Biographien der Autoren von der Studienzeit unter Julius Schlosser über die Emigration nach England und die USA im Zuge des aufkeimenden Nationalsozialismus bis hin zur Psychoanalyse Marilyn Monroes durch Marianne Kris, der Ehefrau von Ernst Kris, schreibt sich die Arbeit in die Pinnwände im Eingangsbereichs des Instituts ein.
Im Wiener Belvedere befindet sich Franz Xaver Messerschmidts Selbstportrait mit dem Titel „Der Künstler, wie er sich lachend vorstellt.“ Ernst Kris’ Einordnung der Arbeiten Messerschmidts als Manifestation der Schizophrenie des Künstlers ist heute umstritten. Auffällig an der Formulierung des Titels ist, dass der Künstler sich sein eigenes Lachen vorstellt. Er bildet nicht sein Spiegelbild ab, sondern kreiert es aus seiner Vorstellung heraus. Die Kreidezeichnung auf der Flügeltafel zeigt den lachenden Mund der Büste des Barockbildhauers.