Phtalogrün und Spirulinaalgen zeigen in etwa den gleichen Farbton, ein mitteldunkles, kühles Grün. Das Pigment Phtalocyaningrün wurde 1928 zufällig in der schottischen Fabrik Scottish Dyes Ltd. entdeckt, als an der Stelle, wo die Emaillebeschichtung eines Gefässes abgebröckelt war, ein blauer Farbton am Eisen erkennbar wurde. Es wurde also industriell Im Gegensatz dazu ist die grüne Farbe der Spirulinaalgen nicht ihre primär genutzte Charaktereigenschaft. Aufgrund ihrer Nährstoffdichte werden die Algen oft als Superfood bezeichnet und als Nahrungsmittelergänzung genutzt. Während also Phtalogrün einen historisch-industriellen Hintergrund aufweist, kommen Spirulinaalgen aus einer Umgebung, in der Naturnähe im Vordergrund steht. Gleichzeitig werden aufgrund der Popularität des Algenpräparates hohe Produktionszahlen zur Gewinnmaximierung erforderlich, was wiederum eine industrielle Verarbeitung der Algen mit sich bringt.
In Gipsröhren gegossen, begegnen sich die beiden Stoffe in mehreren Schichten, vermischen sich in unterschiedlichen Graden, bilden Marmorschlieren oder aber reagieren miteinander etwa in blauen bzw. dunkelrot-bräunlichen Farbsprenkeln. Die Arbeit „multimasking“ befasst sich auf experimentelle Art und Weise mit der Nutzung der Begriffe Natur und Künstlichkeit.
Die Ausstellung "Tafelwald" bildet den Auftakt zum ganzjährigen Ausstellungsprogramm im KOMM.ST Lab Anger, das von Günther Friesinger und Roswitha Weingrill kuratiert wird.
Im Zug der steirischen Gemeindereform 2016 entwickelten sich zumTeil überrschaschend emotional geführte Diskussionen, Gespräche und Medienbericht über die umstrittene Verwaltungsreform. Verhandlungen von Identität in kleinen bis mittelgroßen steirischen Gemeinden brachten teilweise vorher nicht als wichtig befundene Abgrenzungen und Zugehörigkeiten zum Vorschein. Die grafische Serie “Tafelwald” verleiht Ortstafeln, grundsätzlich unbeseelten Objekten, menschliche Züge und Charaktereigenschaften, um der tiefen Emotionalität dieser Diskussion auf den Grund zu gehen.
Ernst Kris und Otto Kurz veröffentlichen 1934 „Die Legende vom Künstler – Ein geschichtlicher Versuch“. Darin untersuchen sie die historischen Zuschreibungen an KünstlerInnen abseits von überlieferten Lebensläufen und verweigern sich dabei nicht dem Anekdotischen als Ausgangsmaterial, das sie einer genauen Analyse unterziehen. Im Gegensatz zur wissenschaftlichen Herangehensweise der Untersuchung von Kris und Kurz verhält sich die Strategie der Arbeit von Roswitha Weingrill wie der Elefant im Porzellangeschäft – sie deutet Verbindungen an, die es so vielleicht gar nie gegeben hat, assoziiert frei und unbekümmert, lässt die Anekdoten in Pointen gipfeln. Entlang der Drehangelpunkte in den Biographien der Autoren von der Studienzeit unter Julius Schlosser über die Emigration nach England und die USA im Zuge des aufkeimenden Nationalsozialismus bis hin zur Psychoanalyse Marilyn Monroes durch Marianne Kris, der Ehefrau von Ernst Kris, schreibt sich die Arbeit in die Pinnwände im Eingangsbereichs des Instituts ein.
Im Wiener Belvedere befindet sich Franz Xaver Messerschmidts Selbstportrait mit dem Titel „Der Künstler, wie er sich lachend vorstellt.“ Ernst Kris’ Einordnung der Arbeiten Messerschmidts als Manifestation der Schizophrenie des Künstlers ist heute umstritten. Auffällig an der Formulierung des Titels ist, dass der Künstler sich sein eigenes Lachen vorstellt. Er bildet nicht sein Spiegelbild ab, sondern kreiert es aus seiner Vorstellung heraus. Die Kreidezeichnung auf der Flügeltafel zeigt den lachenden Mund der Büste des Barockbildhauers.